Mit freundlicher Neugier aufeinander zugehen

Evangelische und katholische Kirche in Traunstein planen gemeinsame Veranstaltungen zum Reformationsgedenkjahr

Text: Günter Buthke, erschienen im Traunsteiner Tagblatt am 20.1.2017

Traunstein. Im Blick auf das Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ wollen sich die evangelische und katholische Kirche in Traunstein in diesem Jahr im ökumenischen Geist durch eine ganze Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen miteinander Impulse geben. In einem Gespräch mit der Heimatzeitung erklärte der evangelische Dekan Peter Bertram, das Reformationsgedenkjahr sei Anlass, sich darauf zu besinnen, was die Christen eine und was sie herausfordere. Aus diesem Grund wurden für 2017 über 20 gemeinsame Termine vereinbart.

Den Auftakt bildet an diesem Sonntag (22. Januar) um 10.30 Uhr ein Christfest in der Kirche von Heilig Kreuz mit anschließendem Podiumsgespräch und Empfang im Pfarrheim. Dekan Bertram sagte, dass in der evangelischen Aufer-stehungskirche kein Gottesdienst statt-finde, um auch den evangelischen Christen die Teilnahme zu ermöglichen.

Bei den gemeinsamen Veranstaltungen zum Reformationsgedenkjahr gehe es den Kirchen nicht im ein „Strohfeuer“, sondern um nachhaltige Gespräche und Begegnungen, so Dekan Bertram.  Pfarrvikar Christoph Nobs von Heilig Kreuz wies in diesem Zusammenhang auf die mannigfaltige und jahrzehntelange der Zusammenarbeit der Ökumene in Traunstein seit Stadtpfarrer Franz Mooslechner auf Feldern wie Gottesdienste, Soziales, Bildung und Gemeinschaft hin. Gleichwohl machten beide Kirchenvertreter deutlich, dass die Ökumene nicht überall gleich gut laufe. Dabei gehe es auch um Personen, das heißt, wie die Pfarrer vor Ort miteinander könnten.

Man versuche im Reformationsgedenkjahr, die bereits gute Ökumene in Traunstein weiter zu beflügeln, meinte Dekan Bertram. Es werde deshalb eine ganze Menge von Begegnungen als Zeichen der Hingabe und des Aufeinanderzugehens geben. Pfarrvikar Nobs sah eine ökumenische Herausforderung darin, welche Relevanz Christentum und Kirche noch in der Gesellschaft hätten und ob die Menschen deren Sprache und Symbole überhaupt noch verstünden. Was die Christen noch trüge, sei das zentrale Thema des christlichen Glaubens, meinte auch Dekan Bertram, der zwischen der evangelischen und katholischen Betrachtung nur marginale Unterschiede sieht. Laut Pfarrvikar Nobs stelle sich die Frage, ob die christlichen Kirchen noch gefragt seien und ob sie beim Glauben noch kommunikationsfähig seien. Bei der Sozialethik sei dies wohl noch der Fall.

Martin Luther habe ein feines Gespür dafür gehabt, was die Menschen zu sei-ner Zeit bewegt habe, denn er habe ihnen „aufs Maul geschaut“, zierte Dekan Bertram den Reformator. Bei ihm seien Freiheit und Verantwortung angefragt gewesen. In Traunstein seien es nicht wenige, die Verantwortung aus freien Entscheidung übernähmen. Ihnen gebe es ein gutes Gefühl, Veranstaltung für das Gemeinwesen zu übernehmen, so Dekan Bertram. Aber brauche man dazu die Rede Gottes oder könnte dies nicht die Zivilgesellschaft übernehmen? Die Frage sei doch, wie weit sie die Kirche über die Diakonie hinaus brauche, meinte Pfarrvikar Nobs. Dazu sagte Dekan Bertram, die allgemeine Stimmungslage sei doch so, dass die Menschen verunsichert seien und daher im Glauben Ermutigung und einen sicheren Ort suchten. Der christliche Glaube habe die Hoffnungsbotschaft.

Reformation heiße auch, sich zu verändern. Manches habe seine Zeit gehabt, betonte Dekan Bertram. Was hätten beispielsweise katholischen und evangelische Ehepartner noch vor 30 Jahren alles Negative erlebt. Heute würden wir die Glaubensprägung im Miteinander anerkennen. Mit ihren gemeinsamen Veranstaltungen wollten die evangelische und katholische Kirche in Traunstein deshalb die Reformation auf den Kern des Verbindenden bringen und in einer schlichten Form feiern, ins Gespräch kommen und mit freundlicher Neugier auf den anderen zugehen. Dies entspreche auch dem Anliegen von Jesus Christus, unterstrich Dekan Bertram. Bjr