Diakonisches Werk Traunstein

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Berichte zur Mitgliederversammlung 2023 des Diakonischen Werkes Traunstein von Pia Mix:

#AUSLIEBE Jahresmotto der Diakonie - Große Herausforderungen stehen an

 

Diese vier neuen Leitungskräfte wurden in der Mitgliederversammlung vorgestellt (von links) Stefan Schwarz, Nina Dötterl, Maike Maaß und Barbara Berger. Geschäftsführer Andras Karau (rechts) begrüßte sie. Christoph Mühlbauer fehlt auf dem Foto.
Bildrechte P.Mix

Traunreut. „Wenn Motivation auf Liebe basiert, ist vieles möglich und kann Enormes geschaffen werden. Aus einer solchen Herzenshaltung und Überzeugung heraus, eben aus Liebe zum Menschen, entstand die Diakonie“ erklärte Geschäftsführer und erster Vorsitzender des Diakonischen Werkes Traunstein e. V. Andreas Karau in der Jahreshauptversammlung im Saal des Wilhelm Löhe Heimes.

#AUSLIEBE lautet daher auch das deutschlandweite Jahresmotto der Diakonie. Der Geschäftsführer erinnerte an die Ursprünge der Diakonie vor 175 Jahren. Ausgangspunkt war die Brandrede des Theologen und Sozialpädagogen Johann Hinrich Wichern auf dem Kirchentag in Wittenberg am 22. September 1848. „Ganz besonders engagiert sich die Diakonie seitdem für Menschen in Not und für diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen sowie auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind“, so Karau. 1948 wurde das evangelisch-lutherische Dekanat und die „Innere Mission im evang.-luth. Dekanatsbezirk Traunstein“, das heutige Diakonische Werk DW Traunstein, gegründet. Ein großes Fest anlässlich des 75-jährigen Bestehens gibt es am 1. Juli in Traunstein.

Andreas Karau ging in seinem Jahresbericht auf die einzelnen Bereiche des DW ein und betonte, dass es gerade jetzt nach der Pandemie in vielen Familien angespannte Situationen und mehr Menschen gebe, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Neu ist, dass vom Fachbereich Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe die Prävention und Inklusion ausgegliedert wurden. Rund 320 Mitarbeiter sind noch in der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe tätig. Ein großes aktuelles Projekt ist der Ersatzneubau eines Therapiegebäudes am Wilhelm Löhe Heim in Traunreut. Der Abbruch des bisherigen Gebäudes ist erfolgt und der Neubau kann demnächst beginnen. Ziel der Fertigstellung ist im Dezember 2024 und das Ganze hat einen Kostenrahmen von sechs Millionen Euro. Rund 200 Mitarbeiter gehören zum neuen Fachbereich Prävention und Inklusion und sind in der offenen Behindertenhilfe in Altötting, im ambulant betreuten Wohnen in Altötting und in der Frühförderung in Traunreut tätig. Eine steigende Tendenz von Menschen, die Hilfe suchen, weist auch der Fachbereich Sozialpsychiatrie auf. Stress, Angstzustände, Probleme Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, große berufliche Belastungen und mehr sind die Ursachen, warum Hilfe gesucht wird. Ein weiteres großes Bauprojekt betrifft den Fachbereich Schule und Bildung. Seit 2015 laufen die Planungen für den Neubau des Wilhelm Löhe Förderzentrums. Derzeit sei man mitten in den Verhandlungen der Fachplaner mit der Regierung von Oberbayern, da jedes Detail genau abgestimmt werden müsse, so Karau. Er hoffe, dass im Laufe dieses Jahres der endgültige Förderantrag gestellt werden kann.

Ein Problem im Diakonischen Werk wie in vielen anderen Bereichen auch ist der Fachkräftemangel. Umso erfreulicher sei es, dass für ausscheidende langjährige Mitarbeiter, die in Ruhestand gehen, neue Leitungskräfte gewonnen werden konnten. Barbara Berger ist neue Schulleitung der Fachakademie für Sozialpädagogik in Traunstein, Nina Dötterl wird neue Geschäftsbereichsleitung im Wilhelm Löhe Heim, Maike Maaß bei den Kindertagesstätten. Christoph Mühlbauer übernimmt die Schulleitung der Fachakademie für Sozialpädagogik in Mühldorf und Stefan Schwarz die Geschäftsbereichsleitung Schulbetreuung. Andreas Karau zum Thema Fachkräftemangel: „Wir brauchen auf politischer Ebene nachhaltige Konzepte mit Leuten von der Basis, die wissen was läuft.“ In manchen Bereichen des DW könne schon jetzt nicht allen Menschen geholfen werden, die um Unterstützung bitten, da einfach das notwendige Personal fehle. Es werde Zeit, dass soziale Berufe in ihrer Bedeutung endlich besser anerkannt werden und „die Bürokratie muss einfacher werden“. Laut einer in der Mitgliederversammlung gezeigten Statistik erhöhte sich die Zahl der Mitarbeitenden im DW 2022 von 1162 auf 1197, davon 725 in Vollzeit. Auch die Zahl der Klienten ging rauf von 33900 auf 34821, wobei die meisten Einsätze auf den Bereich Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe fallen.

Dekan Peter Bertram, Vorsitzender des Kuratoriums des DW, betonte: „Die Themen gehen uns nicht aus.“ Aktuell beschäftige das Kuratorium vor allem der Generationenwechsel bei den Mitarbeitenden. Da die zweite Vorsitzende des DW Margarete Winnichner Ende 2023 in Ruhestand geht, musste die Nachfolge geregelt werden. Mit Martin Schmid konnte hier in einer internen Ausschreibung ein Nachfolger gefunden werden, der am 1. Januar 2024 sein Amt antritt. Dekan Bertram verwies die Anwesenden auf das Fest zum 75-jährigen Bestehen am 1. Juli in Traunstein und erklärte abschließend zur Jahreshauptversammlung des Diakonischen Werkes Traunstein e. V.: „Ich bin dankbar, dass es so viele Menschen gibt, die den Nächsten helfen.“   

 

Bei Sozialen Diensten geht es häufig auch um „die Sorge der Seele“

Traunreut. Robert Münderlein berichtete in der Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes Traunstein e. V. über seinen Fachbereich „Soziale Dienste“. Deren Angebote orientierten sich „eher an armen Menschen und häufig geht es auch um die Sorge für die Seele“.

Ein Teil der sozialen Dienste ist die Telefonseelsorge, in der 50 ehrenamtliche Mitarbeitende Dienst tun. 21 neue schlossen 2022 ihre Ausbildung ab und seien ein Segen für die Telefonseelsorge. Die Kirchliche allgemeine Sozialarbeit bietet laut Robert Münderlein ein niederschwelliges kirchliches Beratungsangebot: „Menschen kommen mit ihren Problemen und es wird gemeinsam überlegt, wo, wie, eventuell auch mit wem etwas angegangen werden kann.“ Unter anderem entstand eine Postadresse für wohnungslose Menschen, an die wichtige Unterlagen geschickt werden können. Es gibt einen Nothilfefonds, in der Coronazeit wurden Laptops vermittelt, Strafentlassenen Menschen wird geholfen, die Ausgabe von Berechtigungsscheinen und die Übernahme der Logistik der Traunsteiner Tafel fällt in diesen Bereich sowie das soziale Möbellager und das Langzeitarbeitslosenprojekt „Klara“.

Seit 20 Jahren betreibt das DW auch die justiznahen Dienste, eine Fachstelle für Täter Opfer Ausgleich, und die Vermittlungsstelle gemeinnützige Arbeit statt Ersatzfreiheitsstrafe. Seit 1986 gibt es zwei Schuldnerberatungsstellen in den Landkreisen Altötting und Traunstein und seit zehn Jahren auch wieder eine Flüchtlings- und Migrationsberatung. Dazu gehören die Projekte „Wohnraum für alle“, um die Chancen von geflüchteten Menschen auf dem Wohnungsmarkt zu verbessern, das Projekt „Gecko“ zur Überwindung von sprachlichen Hemmnissen und zum Verstehen von kulturellen Unterschieden. Außerdem bietet das DW seit fünf Jahren das therapeutische Angebot „Taff“ für Flüchtlinge im Landkreis Mühldorf. Es versteht sich als Kontakt- und Koordinierungsstelle im Hinblick auf Menschen mit Fluchthintergrund und psychischen sowie psychosozialen Schwierigkeiten. Vergangenes Jahr erhielt Taff den zweiten bayerischen Integrationspreis.

Ein neues Projekt entsteht zudem mit dem Jungen Landestheater Bayern. Oft seien Kinder aus Familien afghanischer Herkunft extrem belastet. Viele von ihnen verbrachten eine traumatisierende Zeit auf der Insel Lesbos und erlebten dort schreckliche Dinge wie beispielsweise den Brand des Camps. Bei dem Theaterprojekt steht nicht die Sprache im Vordergrund. „Die Kinder sollen vielmehr ihre Gefühle ausdrücken können, sich an einem sicheren Ort fühlen und positive Eindrücke in einem für sie ganz anderen Setting sammeln“, erläuterte Robert Münderlein. Neben afghanischen sind auch ukrainische und afrikanische Kinder mit traumatischen Erlebnissen am Projekt beteiligt.

Der Fachbereichsleiter ging außerdem auf neue Herausforderungen der letzten Zeit ein. Die zunehmende Digitalisierung von Abläufen in Behörden führe dazu, dass für viele Klienten einfache, bereits erlernte Kommunikationswege wie Email oder persönliche Vorsprache nicht mehr möglich sind. Sie seien daher verstärkt auf Unterstützung durch beispielsweise die Sozialen Dienste angewiesen. Als Beispiel nannte Robert Münderlein das neue 49-Euro-Ticket. Dieses ist nur noch digital buchbar und muss als Abonnement abgeschlossen werden. „Leider hat nicht jede Person ein Smartphone beziehungsweise kann damit umgehen“, so Münderlein. Ohne positive Bonitätsprüfung gebe es außerdem kein Abo. Ein weiteres Beispiel ist die Beantragung der Härtefallhilfe des Bundes für nicht leistungsgebundene Energieträger wie Heizöl, Pellets oder Flüssiggas. Die Antragsstellung sei nur über ein Onlineportal mit Elster-Zertifikat möglich, das die wenigsten Klienten haben.

Robert Münderlein: „Besonders am unteren Rand der Gesellschaft steigt die Zahl der Personen mit existenziellen Nöten. Die Klienten sind oft verzweifelt, sehr angespannt und dünnhäutig. Bedarfe und Anfragen steigen, die Erwartungshaltung, dass eine Lösung vom Berater gefunden wird, nimmt zu und die Geduld ist oft am Ende.“ Der Bedarf an Beratungen und Unterstützung steige permanent an.