Schmetternde Töne der »muntern Trompeten«

Das größte Chorprojekt seit drei Jahren mit Mitwirkenden aus Traunstein und der Region hatte seinen fulminanten Höhepunkt mit der Aufführung im Traunreuter k1
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»Old – Young – Bach«, so lautete der Titel des symphonischen Chorkonzerts im Traunreuter k1. Der Name war Programm: die Mitwirkenden musizierten unter der Leitung von Matthias Bertelshofer, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Traunstein, Werke zweier Mitglieder der berühmten Bach-Familie.

Der Chor war besetzt mit Sängern aus den fünf Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Altötting, Mühldorf und Rosenheim, den Grundstock bildete die Kantorei Traunstein. Ein Aufruf im Frühjahr ließ den Chor auf über 70 Mitglieder wachsen. Geprobt wurde in Traunstein. Maßgeblich unterstützt wurde das Konzert durch den Kulturfonds Bayern.

Das Konzert begann mit einem Dramma per musica (weltliche Kantate) von Johann Sebastian Bach, geschrieben zum Namenstag August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Dem Anlass gerecht steht das Werk in der »Tonart der Könige« D-Dur und wird eingeleitet durch einen strahlenden, instrumentalen Marsch. Im tänzerischen Sechs-Achtel-Takt folgt der erste Chorus. Homophone Satztechnik wechselt sich ab mit virtuosen und transparent musizierten Sechszehntel-Girlanden, während textlich von »muntern Trompeten, donnernden Pauken und reizenden Saiten« die Rede ist. Die Tenöre besangen schließlich homogen die »süßen und grünenden Linden« und verherrlichten damit das Sachsenland, in welchem der Linde eine ganz besondere, fast kultige Bedeutung zukommt.

Ein Highlight des Abends waren die Musiker des Barockorchesters »La Banda« unter der organisatorischen Leitung von Claudia Schwamm. Allesamt, Trompeten, Pauken, Hörner, Streicher, Holzbläser und Continuo, musizierten sie auf historischen Instrumenten, wodurch Chor und Solisten stets mühelos präsent sein konnten. Gerade das zweite Werk des Abends, das »Magnificat« von Carl Philipp Emanuel Bach, stellte über weite Strecken hohe Ansprüche an das Orchester. Technische Präzision, eine saubere Intonation und ein stets tiefgreifendes musikalisches Empfinden zeichnete jeden der einzelnen Mitspieler aus.

Zwischen den beiden Bach-Vertretern lassen sich viele Parallelen finden. Doch obwohl Carl Philipp Emanuel sein Werk noch zu Lebzeiten des Vaters komponiert hat, verzichtet dieser bereits auf die übliche Form der bis dato üblichen Da-Capo-Arie. Dann wiederum komponierte er eine konventionelle, aber ausschweifende »Amen«-Fuge als Schluss, welche denen des Vaters mindestens ebenbürtig ist. In beiden Werken waren es die Arien und Rezitative, welche dem Programm eine angenehme Abwechslung verschafften.

Der Tenor Konstantin Igl (Freilassing) hauchte allen Nymphen und Pflanzen Sachsens, von denen er im Rezitativ sang, auf faszinierende Weise Leben ein und verzauberte die Zuhörer durch eine brillante Höhe und Wendigkeit in der folgenden Arie sowie im »Quia fecit mihi magna« beim Magnificat.

Die zweite im Bunde, Tamara Obermayr (Alt) aus München, besang den Kurfürsten von Sachsen mit ihrer runden und wohligen Stimme in einer Weise, die ihn als beschützenden Herrscher präsentieren sollte – mal in lustvollem Umspielen mit den beiden Traversflöten, mal mit schimmernden Koloraturpassagen zusammen im Duett mit Igl.

Diana Plasse (Salzburg) war die Sopranistin des Abends und sang, zusammen mit Martin Burgmair (Bass) aus München zwei Duette. Im ersten, einem Rezitativ, stand Plasse mit ihrer warmen und glasklaren Stimme für das Wohl des Volkes. In der durchsichtigen, nur vom Basso Continuo begleiteten Arie darauf vereinten sich beide »höchst beglückt« in barocken Freudenmotiven und quirligen Verzierungen.

Die erste Arie des Magnificats handelt von der Niedrigkeit der Magd Maria, die – wie traditionell üblich – mit Sopran besetzt ist und Plasse wie auf den Leib geschneidert war. Burgmair sang schließlich von den machtvollen Taten, die Gott mit seinem Arm vollbringen würde (»Fecit potentiam in brachio suo«). Mit von der Partie: alle drei Trompeten, Pauken, welche wohl die »potentia« Burgmairs – die stimmliche freilich – unterstreichen. In ähnlichem Gestus verkörperte er bei J. S. Bach die kriegerische Seite des gepriesenen Monarchen und fesselte das Publikum mit seinem leidenschaftlichen Timbre.

Der lang anhaltende Applaus des Publikums im sehr gut gefüllten k1 erwirkte schließlich eine Zugabe: der prächtig-freudige Schlusschor »August lebe, lebe König!« des Dramma per musica.

Für die Sänger ging damit ein halbes Jahr intensive Probenarbeit zu Ende. Die Freude, deren Früchte in diesem Konzert auf so spektakuläre Weise darzubieten, stand den Beteiligten unübersehbar ins Gesicht geschrieben. Und eines war dabei allen klar: Es wird eine Fortsetzung geben.