Ökumenische Umsetzung des Reformationsgedankens im Jahr 2017

Bericht von der Dekanatssynode am 23.03.2016 in Traunreut

Text und Bild: Pia Mix

Traunreut. Die Frühjahrssynode des evangelischen Dekanats Traunstein stand ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums im kommenden Jahr. Dabei war der Aspekt der gemeinsamen Aktionen anlässlich dieses für katholische und evangelische Christen gleichermaßen wichtigen Datums ein Schwerpunkt. Es wurden Ideen gesammelt, wie das Jahr 2017 aus ökumenischer Sicht begangen werden könnte.
Reformator Martin Luther sprach sich schon vor dem 31. Oktober 1517 deutlich gegen den zu jener Zeit üblichen Ablasshandel aus. An diesem Tage schrieb er dann laut Überlieferung an seine kirchlichen Vorgesetzten in der Hoffnung, damit den Missstand beheben zu können. Den Briefen legte er die berühmten 95 Thesen bei, die als Grundlage für eine Disputation zu diesem Thema dienen sollten.
Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums stehen in Deutschland und weltweit im Jahr 2017 verschiedene Feierlichkeiten und Aktionen an. Heinz Dunkenberger-Kellermann, Leiter Ökumenische Studienarbeit im Landeskirchenamt, und sein katholischer Kollege Dr. Florian Schuppe, Leiter des Fachbereichs Ökumene im Erzbistum München und Freising, informierten in der Dekanatssynode über die Planungen.

 

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Verena Lorz, ökumenische Studienarbeit im Landeskirchenamt, Dr. Florian Schuppe, Leiter des Fachbereichs Ökumene im Erzbistum München und Freising, und Heinz Dunkenberger-Kellermann (von links), Leiter Ökumenische Studienarbeit im Landeskirchenamt, stellten das Reformationsjubiläum 2017 vor.       


Heinz Dunkenberger-Kellermann regte dazu an, anlässlich des Datums zu hinterfragen, „welche Relevanz Gott heute für uns hat, für mich als Mensch, uns als Gesellschaft und als Kirche“. Der Begriff Reformation werde von evangelischen Christen ganz anders wahrgenommen als von katholischen. Während er für die evangelische Kirche positiv hinterlegt ist und an deren Gründung erinnert, schwinge bei Katholiken immer die schmerzhafte Trennung und das Bild einer zerrissenen Kirche mit. Umso mehr solle man sich der Herausforderung stellen und das Jubiläum gemeinsam feiern. „Stellen sie sich vor, alle christlichen Kirchen in ganz Bayern würden am 31. Oktober 2017 gleichzeitig um 15.17 Uhr die Glocken läuten“, nannte er eine Möglichkeit. Das historische Datum solle auch als Chance genutzt werden, um sich für Fehler aus den vergangenen Jahrhunderten zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten, so wie es Papst Franziskus bereits getan hat.
Dr. Florian Schuppe stellte Initiativen zum Reformationsgedächtnis 2017 vor. Vier mögliche Schritte nannte er dazu: Die Geschichte neu erzählen, Räume der Versöhnung eröffnen, die Kraft der Ökumene erfahren und Glauben für heute und morgen leben. Um sich im ersten Schritt mit der Geschichte auseinanderzusetzen, könnte man nach seinen Worten beispielsweise nach Zeugnissen aus jener Zeit etwa in Form von Bauwerken und Dokumenten in Bayern suchen oder die Lutherstätten im Land besuchen. Räume der Versöhnung könnten Erzählcafés sein oder Versöhnungsgottesdienste der beiden Konfessionen. Die Kraft der Ökumene lasse sich unter anderem in einem großen gemeinsamen Kirchentag erfahrbar machen. Auch könne man sich am virtuellen Weltkirchentag am 8. Oktober 2016 beteiligen oder am Fest der Kreuzerhöhung am 14. September 2017 gemeinsam mit Christen aus allen Konfessionen.
Weitere Vorschläge beschäftigten sich mit einer „Church Night“ am Abend des 31. Oktober 2017, zu der man vor allem junge und junge gebliebene Menschen in der Gemeinde einladen könnte, oder eine ganze Festwoche um dieses Datum herum veranstalten. Dabei könne man sich auch intensiv mit der Frage beschäftigen, warum die Kirchenbänke heute immer leerer werden. „Luther führt uns zu unserer gemeinsamen Mitte“, so die Meinung von Dr. Schuppe.
Die Besucher der Dekanatssynode sammelten im Anschluss an die beiden Referate in kleinen Gruppen Ideen für die Umsetzung des Reformationsgedankens. In Traunstein und in Traunreut gebe es bereits gelebte Ökumene, wurde dabei festgestellt. In der Kreisstadt sind ein ökumenisches Pfarrfest, ein Erinnerungsgottesdienst, ein Studientag und ein gemeinsames Konzert mit Liedgut beider Konfessionen geplant. Jedes Jahr findet in Traunreut ein gemeinsamer Gottesdienst aller in der Stadt vertretenen Religionen statt und es herrscht ein reger Austausch untereinander. Im Norden des Dekanats wollen die Gemeinden miteinander einen Gottesdienst an Christi Himmelfahrt feiern und Ausflüge zu besonderen evangelischen Orten in der Region veranstalten. Die Gemeinden im Achental wollen einen Arbeitskreis christliche Kirchen gründen und in Trostberg besteht bereits eine Projektgruppe 2017. In der Alzstadt sind ein Mittelalterfest, eine Fahrradtour zu Kirchen aus dem 16. Jahrhundert und eine Abendveranstaltung zu Gotteslob und Gesangsbuch fest eingeplant. Die Vertreter aus den unterschiedlichen Gemeinden waren sich einig, dass es wichtig sei, miteinander ins Gespräch zu kommen, und dass die Vorhaben für nächstes Jahr eine große Herausforderung darstellen.
Dekan Peter Bertram verwies bei der Dekanatssynode im Wilhelm Löhe Zentrum in Traunreut auf die Bedeutung der Reformation: „Aus der Reformation können wir lernen, was es heute heißt, als Christ zu leben.“ Im Vordergrund solle der Dienst am Menschen stehen, nicht Egoismus sondern Solidarität und Nächstenliebe. Dekan Bertram zitierte Martin Luther, der einst sagte: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan; ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Über Personalien im Dekanat informierte Carmen Baumgärtner. In den Ausschuss nachberufen wurde Joachim Grytzyk aus Waldkraiburg, für die Dekanatsjugend ist nun Iris Merrell zuständig, Pfarrerin Andrea Klopfer für die Kindergottesdienste und die Arbeit mit Kindern und Pfarrer Josef Höglauer ist seit Beginn des Jahres Dekanats-Missionspfarrer. Seit 1. März ist die Pfarrstelle in Waldkraiburg wieder besetzt. Die Stelle teilen sich Pfarrerin Anita Leonhardt und Pfarrer Simon Stritar, die Einführung findet am 20. März um 9.30 Uhr in der Martin-Luther-Kirche statt. Der Haushalt 2016 des Dekanats umfasst laut Kerstin Seidel eine Bilanzsumme von 1.319.908 Euro. Die Kirche profitiere von höheren Steuereinnahmen aufgrund der derzeit guten Konjunktur und eine stabile Finanzierung für die nächsten Jahre sei gesichert.