Amtseinführung Dekan Bertram

Vom Rettungsassistenten zum Seelsorger aus Berufung

Peter Bertram ist neuer Dekan des Evang.-Luth. Dekanats Traunstein - Vielseitige Qualifikationen und Offenheit im Denken

Von Axel Effner

Vom Rettungsassistenten zum vielseitig orientierten Seelsorger aus Berufung und neuem Chef im Dekanat Traunstein: Im Beisein von Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, Dekanskollegen und Pfarrern, Kommunalpolitikern und Kirchenmitgliedern wurde Peter Bertram am Sonntag im Rahmen eines Festgottesdienstes als neuer Pfarrer in Traunstein und Dekan im Evang.-Lutherischen Dekanatsbezirk Traunstein in sein Amt eingeführt. Das Dekanat Traunstein umfasst 16 Kirchengemeinden mit 55.000 Evangelischen in den Landkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land, Mühldorf und Altötting.

Die Regionalbischöfin umriss in ihren Einführungsworten von Vielseitigkeit geprägten Lebensweg des 50-Jährigen. Als Jugendlicher setzte er sich in einer preisgekrönten Arbeit mit der Machtergreifung der Nazis auseinander. Mit 17 Jahren trat der in Rosenheim aufgewachsene Niedersachse an seinem Heimatort ins Rote Kreuz ein, mit 19 in den Katastrophenschutz, „eine sehr gute Voraussetzung für das Dekansamt", so Breit-Keßler.  Nach einem Semester Kunststofftechnik wandte sich der aus einer technisch orientierten Familie stammende Bertram mit „beflügelnder Kritik" dem Theologiestudium zu. „Angesichts von Krankheiten und plötzlichem Sterben stellten sich mir Fragen nach Sinn und Ziel des Lebens ganz unmittelbar", schreibt Bertram selbst dazu in seiner Vorstellung in der Traunsteiner Gemeinde.

Dem Lehrvikariat unter der motivierenden Begleitung von Dr. Wolfgang Höhn in Berchtesgaden folgte 1990 die erste Pfarrerstelle in Ruhpolding, wo die Seniorenarbeit sowie Krankenhaus- und Urlauberseelsorge Schwerpunkte seiner Arbeit bildeten. Die nächste Station war die Pfarrgemeinde in Kolbermoor, ein Industriestandort im Umbruch mit starker Dynamik und vielen Herausforderungen. Das unter Bertrams Führung entwickelte Leitbild der Gemeinde „Gott entdecken - Heimat finden - Mensch sein" stand für eine einladende Kirche, die sich ihrem gesellschaftlichen und diakonischen Auftrag verpflichtet weiß. Für sein Engagement in Kolbermoor erhielt Bertram die Bürgermedaille.

Als Konsequenz seiner langjährigen Einsätze als ausgebildeter Rettungsassistent  im Rettungsdienst - die Ausbildung hatte er parallel zum Studium absolviert - engagierte sich Bertram ebenfalls stark für die Einrichtung einer Notfallseelsorge im Landkreis Rosenheim. Die letzten zwölf Jahre war der Rosenheimer als theologischer Referent für Seelsorge und Beratung im Landeskirchenamt in München tätig. Im Bereich der Notfall-, Krankenhaus-, Flughafen-, Gefängnis- und Polizeiseelsorge kam er viel auch mit Grenz- und Randbereichen des kirchlichen Dienstes in Berührung: „Die Besuche bei Kollegen gaben mir wertvolle Einblicke in ganz unterschiedliche Arbeits- und Lebenswelten”, sagte er im Gespräch mit dem Wochenblatt.

Die enge Zusammenarbeit von Diakonie und Kirche im Dekanat Traunstein stelle eine gute Voraussetzung für den Beginn von Bertrams Tätigkeit dar, sagte Regionalbischöfin Breit-Keßler, die ihm auch „oberbayerisches Lebensgefühl" bestätigte. Für Bodenständigkeit stehe zudem Bertrams Ehefrau Monika, eine gelernte Industriekauffrau aus einer Rosenheimer Bauernfamilie, und die vier gemeinsamen Kinder. Zwei davon studieren bereits.

Nach der Einführung und Segnung zum Dekan widmete sich Bertram in seiner Antrittspredigt dem Thema Erntedank und Dankbarkeit, die das Leben bereichere. Er erinnerte an die mit kulturellem Reichtum, landschaftlicher Schönheit und Arbeitsplätzen beschenkte Region und zog zugleich den Bogen zum Einsatz der Diakonie. Dieser komme mit ihren Beratungsstellen und  Engagement eine wichtige Funktion für eine humane und sozial ausgewogene Gesellschaft zu. Bertram machte sich ebenfalls für eine menschenwürdige Krankenpflege stark. Er selbst fühle sich in seinem Wirken stark von den Worten Luthers getragen und dem Vertrauen auf die Begleitung Gottes, „der bei aller Brüchigkeit des Lebens und Halt und Orientierung zu geben vermag”. Bertram besitzt zudem Qualifikationen als Coach, Trauerbegleiter und Notfallseelsorger.
Bestehende Projekte, wie zum Beispiel die Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in Tansania. "Soziale Lebensqualität" sei daneben ein Schlagwort, das sich insbesondere in der Diakonie wiederfinde. Hier gehe die inhaltliche Qualität vor quantitativem Wachstum. Die vielfältigen Ansätze und Projekte im Bereich der Ökumene in der Region sehe er positiv und wolle er fortsetzen, so der Dekan, der beispielhaft dazu den ökumenischen Inselkirchentag am Pfingstmontag benannte. "Auch wenn wir nicht die Mehrheit der Christen in der Region stellen, können wir uns auf Augenhöhe begegnen" sagte der Dekan selbstbewusst und einladend zugleich.