erschienen im Traunreuter Anzeiger vom 19.11.2025, Redakteurin: Pia Mix
Traunreut. In der Herbstsynode des evangelischen Dekanats im Saal des Wilhelm Löhe Heimes ging es um Herausforderungen in den kommenden Jahren, um das zu erstellende Schutzkonzept in den einzelnen Kirchengemeinden, um die Gebäudebedarfsplanung und einiges andere mehr.
Dekan Peter Bertram gab einen ausführlichen Bericht ab über die Arbeit des Dekanatsausschusses in den zurückliegenden Monaten und über die unterschiedlichen Themen, mit denen man sich im Dekanat befasst. Eine große Herausforderung für die kommenden Jahre stelle die Mitgliederentwicklung dar. Laut Prognose sollen die Mitgliederzahlen der Evangelischen Landeskirche Bayern weiter sinken und im Jahr 2035 nur noch etwa die Hälfte der Zahl aus 2010 betragen. Entsprechend weniger würden auch die verfügbaren Finanzmittel und die Personalprognose geht sogar nur von 40 Prozent der Zahl aus 2010 aus. Aufgabe der Landeskirche sei es daher, „die Zukunft der Kirche mit weniger Mitteln zu gestalten“ und „kleiner werden, trotzdem leuchten“. Künftig müssten Kirchengemeinden kooperieren und sich vielleicht manches teilen. „Wir müssen in großen Räumen denken“, so Peter Bertram. Beispiel dafür sei auch die Fusion der drei Kirchenkreise Augsburg-Schwaben, München-Oberbayern und Regensburg zum großen Kirchenkreis „Schwaben-Altbayern“.
Bis Ende 2025 müssen sämtliche Kirchengemeinden ein Schutzkonzept bei der Fachstelle für Umgang mit sexueller Gewalt eingereicht haben. Sechs Gemeinden haben bereits ein genehmigtes Konzept vorliegen, alle anderen seien „auf der Zielgeraden“, wie Peter Bertram betonte. Ebenfalls bis Ende des Jahres hat jeder Dekanatsbezirk eine Gebäudebedarfsplanung zu erstellen. Es gebe eine sehr hohe Dichte an Gebäuden, die teils seit Jahrzehnten im Besitz der einzelnen Gemeinden sind, so der Dekan. Nun müsse geklärt werden, welche Gebäude weiter im Bestand bleiben sollen, welche vielleicht renoviert werden müssen oder abgestoßen werden können. Der Dekanatsausschuss soll bis Ende Dezember einen überarbeiteten Plan dazu beschließen.
Der Dekan gab bekannt, dass Pfarrerin Betina Heckner, die mehrere Jahre in Traunreut tätig war, ins Dekanat zurückkehrt und seit 1. November in Burghausen und Burgkirchen jeweils eine halbe Stelle hat. Begrüßt werden konnte auch Pfarrerin Simone Rink, die die Springerstelle Nord innehat. Aus dem Dekanat verabschiedet wurden Pfarrer Thilo Neuhaus, Pfarrer Rudolf Scheller, Pfarrerin Daniela Herrmann und Diakon Michael Sörgel.
Im Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr erinnerte Peter Bertram an den Besuch aus Tansania und das Angebot „einfach heiraten“. 2025 haben 29 Paare daran teilgenommen und 2026 wird es das Angebot nicht nur in Traunstein, sondern auch in Bad Reichenhall und Burghausen geben. Gelebte Ökumene gab es dieses Jahr beim Gautrachtenfest in Traunstein und im Rahmen der Festlichkeiten 650 Jahre Stadtrecht Traunstein. Erwähnt wurde die Erweiterung der „Diakonie in Südostbayern“, denn seit 1. Januar 2025 ist das Diakonische Werk Passau gGmbH 100prozentige Tochter des Diakonischen Werkes Traunstein. Im Hinblick auf die Kommunalwahlen im März 2026 rief Dekan Bertram auf, sich einzubringen: „Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterstützt einen fairen und menschlichen Wahlkampf. Wir ermuntern Menschen mit demokratischem, gerne auch christlichem Hintergrund, zur Kandidatur. Uns liegt an einem sachlichen politischen Gespräch, bei dem das wechselseitige Zuhören im Mittelpunkt steht.“ Unter dem Titel „DekanaTSEinBlick“ wurde zudem ein neues Kommunikationsformat etabliert, in dessen Rahmen es in unregelmäßiger Folge Vorträge und Informationen zu aktuellen Themen gibt.
Richard Graßl gab die Jahresrechnung für die Jahre 2023 und 2024 bekannt, in denen im Dekanat jeweils ein Überschuss verbucht werden konnte. Auf Anfrage gab es auch noch Informationen zur Ergänzungszuweisung. Sie dient dem Ausgleich von Besonderheiten oder besonderen Belastungen einzelner Kirchengemeinden, insbesondere zur Finanzierung des laufenden Bauunterhalts. Im Dekanat Traunstein fließt die Zuweisung in zwei Töpfe, den Solidarfonds und den Kirchengemeindefonds. Anträge für Gelder aus dem Solidarfonds können an den Dekanatsausschuss gestellt werden. Dr. Andreas Schroter verwies darauf, dass der Solidaritätsfonds nur wenig genutzt wird und dort eine stattliche Summe bereitstünde.
Nach den Berichten bestand für die Teilnehmer an der Herbstsynode die Gelegenheit, sich in kleinen Gruppen über fünf Themen genauer zu informieren. Es zeigte sich, dass großes Interesse an den Diskussionsrunden besteht, bei denen die Möglichkeit bestand, sich jeweils 15 Minuten lang über die Themenblöcke Kirchenmusik, PAMITA – Partnerschaft mit Tansania, Diakonie in Südostbayern, Evangelische Jugend und Verwaltung auszutauschen. Festzustellen war dabei, dass die Bereitschaft der Synodalen, über den eigenen Kirchturm hinauszudenken, groß ist. Kirchenmusik und Jugendarbeit veranschaulichen schon heute, da sich diese Bereiche bereits stark an Regionen orientieren, dass übergemeindliches, projektorganisiertes Engagement ein Erfolgsmodell sein kann. In der Diskussionsrunde zur Diakonie wurde betont, dass Beratungsarbeit allgemein extrem wichtig ist - sei es bei Ämterhilfe, um Einsamkeit entgegenzuwirken oder ähnliches, kurz Beratungsarbeit wie sie schon jetzt durch die kirchliche allgemeine Sozialarbeit geleistet wird. Ein weiteres Engagement, das sich seit langem etabliert hat, das nachhaltig ist und viel Gutes bewirkt, ist schließlich die Partnerschaftsarbeit mit Tansania. Sich in diesem Sinne über die Grenzen der Kirchengemeinden einsetzen zu wollen, war allen Synodalen anzumerken.
Abschließend wurden die Kandidierenden zur Landessynode vorgestellt. Kandidierende Dekane sind Dr. Markus Ambrosy und Dagmar Häfner-Becker, kandidierende ordinierte Personen sind Pfarrer Richard Graupner und Pfarrerin Andrea Klopfer, kandidierende nicht ordinierte Personen sind Carmen Baumgärtner, Matthias Bertelshofer, Lena Bertram und Robert Münderlein.