Dankbarkeit ist die Erinnerung des Herzens

Verabschiedung Thoma
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Evangelische Gemeinde verabschiedet Pfarrer Hans-Ulrich Thoma in den Ruhestand

erschienen im Alt-Neuöttinger/Burghausener Anzeiger vom 27.02.2018 - Redakteur: Harald Wimmer

Zahlreiche Ehrengäste aus dem kirchlichen und politischen Leben hatten sich in der vollbesetzten Kirche "Zum guten Hirten" in Altötting eingefunden, um Pfarrer Hans-Ulrich Thoma in den wohlverdienten Ruhestand und mit ihm seine Gattin Ingrid zu verabschieden. Dekan Peter Bertram aus Traunstein hieß die zahlreichen Wegbegleiter, die mit ihrem Besuch Pfarrer Thoma ehrten, willkommen.

In seiner gefühlvollen Predigt betonte Thoma, wie schwer ihm doch der abrupte Abschied aus Altötting falle. Pfarrer sein sei eine wirklich emotionale Berufung, die ihm viele bewegende Momente geschenkt habe. Die Herausforderungen seien häufig schwierig, aber auch gewinnbringend gewesen, sobald er Mitmenschen habe erreichen können. Persönliches Glück bedürfe immer des Anderen und er danke Gott, der stets seine Hand über ihn gehalten habe. Gott sei überall, auch am Ende der Welt, so Thoma.

 

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Dekan Bertram dankte dem scheidenden Pfarrer für seinen einmaligen Einsatz im Dienst der Gemeinde, für die unendliche Treue und gewährte Liebe. Thoma habe sein Amt zum Besten der Kirche ausgeübt. Seine Wege seien oft verschlungen gewesen, hätten aber immer ihr Ziel gefunden. In Anlehnung an den kichlichen Sonntag "Reminiscere" (Reminiscere miserationum tuarum, zu deutsch: Denk an dein Erbarmen, Herr) gelte es, sich an das Wirken von Thoma zu erinnern. Erst die Erinnerung schaffe Dankbarkeit, ohne sie gebe es keine Identität.

 

Thoma habe sich über alle Maßen engagiert und deutliche Spuren hinterlassen, so Bertram weiter. Mit besonderer Freude erinnere er sich, dass der überaus künstlerisch begabte Pfarrer im streng katholischen Altötting die städtische Weihnachtskarte gestaltet habe. Gottes Segen habe stets die Wege von Pfarrer Thoma und seiner in der Gemeinde sehr engagierten Ehefrau Ingrid begleitet; beide seien ein wirkliches "Dream Team" für Altötting gewesen, lobte Bertram.

Landrat Erwin Schneider betonte in seiner Grußbotschaft, erst Pfarrer Thoma habe ihm verdeutlicht, dass der Politiker den Menschen erst sehe, wenn er einen gültigen Pass habe, der Mann der Kirche dagegen sehe Menschen allein als Mensch; eines Passes bedürfe er nicht. Bürgermeister Herbert Hofauer entschuldigte sich humorvoll, dass er den scheidenden Pfarrer immer falsch als Ludwig Thoma angesprochen habe, und dankte ihm für seine verdienstvolle Arbeit. Der katholische Stadtpfarrer Prälat Günther Mandl erinnerte an das ökumenische Pflänzchen, das der Amtsvorgänger gesät habe und das unter Thoma prächtig gewachsen sei.

Thoma, 1952 in Hersbruck als Sohn eines Realschulleiters geboren, wuchs in Waldsassen auf. Bereits als Gymnasiast engagierte er sich in der evangelischen Jugend. Der betreuende Pfarrer habe das Interesse des Jugendlichen Hans-Ulrich an der Theologie geweckt, ihn für die philosophischen Aspekte des Glaubens begeistert und ihm die Möglichkeiten eines kirchlichen Dienstes eröffnet. Veranstaltungen des CVJM vertieften die evangelische Glaubenslehre bei Thoma. Bestehende Glaubenszweifel habe man in Seminaren diskutiert und die Erkenntnis reifen lassen, dass sich die Kirche gegen den Trend der Zeit positionieren müsse.

Nach Studienjahren in Neuendettelsau und an der LMU in München wurde Thoma 1981 ordiniert, wirkte dann als Vikar und Pfarrer in Gräfelfing, Landshut und Kirchheim bei München. Fünfeinhalb Jahre betreute er die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Tokio. Nach seiner Rückkehr 1996 nach Lindau wechselte Thoma zehn Jahre später in die Altöttinger Pfarrstelle.

Gerade in Zeiten persönlicher Tiefpunkte ist der Glaube für Thoma das Wichtigste. Erfahrenes Leid könne immer zusammen mit Dritten und der Kraft Gottes überwunden werden. Menschlichkeit sei stets wichtiger als die Direktive und stehe über der strikten Einhaltung allzu kleinlicher Regelungen, so Thoma. Er danke nochmals ausdrücklich allen, die er nicht erwähnt habe, die ihn aber in Altötting so hervorragend unterstützt hätten.