Dekanat Traunstein und Diakonisches Werk Traunstein feiern 75 Jahre

v.l.n.r: Dr. Andreas Schroter und Carmen Baumgärtner/Präsidium Dekanatssynode, Margarete Winnichner/2.Vorstand DW TS, Konrad Heuwieser/stellv. Landrat Altötting, Max Heimerl/Landrat Mühldorf, Bernhard Kern/Landrat Berchtesgaden, Josef Konhäuser/stellv. Landrat Traunstein, Dr. Christian Hümmer/Oberbürgermeister Traunstein, Dr. Sabine Weingärtner/Präsidentin DW Bayern, Andreas Karau/1.Vorstand DW TS, Regionalbischof Christian Kopp, Dekan Peter Bertram, Prof. Dr. Traugott Roser, stellv. Dekanin Andrea Klopfer
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Text und Bild: P. Mix

 

Traunstein. Vor 75 Jahren wurde das Evangelisch-Lutherische Dekanat Traunstein gegründet. Es umfasst die Landkreise Traunstein, Altötting, Berchtesgadener Land und Mühldorf. 1948 wurde außerdem das Diakonische Werk Traunstein ins Leben gerufen. Von Beginn an setzten sich Dekanat und Diakonie gemeinsam für die Menschen in der Region ein. Das Jubiläum wurde am Samstagnachmittag mit einem Festgottesdienst in der Traunsteiner Auferstehungskirche gefeiert.

Im Rahmen des Festgottesdienstes anlässlich des Jubiläums fand in der Kirche ein Couchgespräch statt. Dabei unterhielt sich Prof. Dr. Traugott Roser von der Universität Münster mit Regionalbischof Christian Kopp und der Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern Dr. Sabine Weingärtner. Er bezog sich bei seinen Fragen an die beiden immer wieder auf den zuvor gehörten Bibeltext MK 5,21-43, in dem Jesus eine kranke Frau heilt und ein Mädchen von den Toten erweckt.

Prof. Dr. Roser wollte im Hinblick auf die damalige Erwartungshaltung an Jesus von Dr. Sabine Weingärtner wissen, welche Erwartungen in ihrem Amt gestellt werden. Sie ist seit einem Jahr Präsidentin des Diakonischen Werkes Bayern und erklärte, dass sich ihre Aufgaben innerhalb kürzester Zeit stark verändert hätten. Die Auswirkungen der Coronazeit, des Krieges, der Flüchtlingskrise seien nun Schwerpunkte ihrer Arbeit. Vorrangig müsse sie sich mit Fragen beschäftigen, „wie können wir unsere Angebote weiter finanzieren bei den gestiegenen Preisen, wo bekommen wir Personal her bei dem herrschenden Fachkräftemangel“? Auf Christian Kopp wartet ebenfalls eine neue Aufgabe, da der bisherige Regionalbischof ab Herbst Landesbischof von Bayern wird. Auf die Frage, was er aus seiner bisherigen Tätigkeit mitnehmen wird, meinte der Bischof: „Ich nehme unendlich viele Berührungen mit in meine neue Aufgabe.“ So wie in der Bibelgeschichte die kranke Frau nur das Gewand von Jesus berühren musste, um geheilt zu werden, habe auch er unzählige Begegnungen mit den Menschen in Erinnerung, die ihn tief berührten: „Ich habe mir antrainiert, aus den Begegnungen Kraft zu ziehen.“ Die Treffen mit den unterschiedlichsten Menschen seien für ihn immer wieder bereichernd. Als sehr wichtig sieht es der Bischof an, den Menschen beizustehen in „glücklichen und grausigen Tagen“. Er betonte: „Es ist unsere zentrale Aufgabe, sich um die zu kümmern, die gerade nicht lachen können, vom Jüngsten bis zum Ältesten.“ Wichtig sei dabei auch, dass die Kommunen wissen, wen sie für welches Hilfsangebot ansprechen können und in welcher Form die Diakonie helfen kann.

Auf die Stellung der Frau ging Dr. Sabine Weingärtner kurz ein. Im Diakonischen Werk arbeiteten zwar sehr viele Frauen, aber nur ein geringer Bruchteil sei in einer Führungsposition. Daran müsse man arbeiten. Sie selber ist die erste weibliche Präsidentin in Bayern. Ihr ist außerdem wichtig, bestehende Strukturen zu überdenken, „größer zu denken“. Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beste Arbeitsbedingungen bieten zu können, müsse sich noch einiges ändern, vor allem im Pflegebereich. Als Beispiel führte sie ein dreijähriges Pilotprojekt der Diakonie Bayern an, das Springerprojekt. Mit eigens für kurzfristige Personalengpässe vorgesehenen Springerkräften lasse sich die bundesweite Krise in der Altenpflege nach Einschätzung der Diakonie Bayern nämlich deutlich mildern.

Prof. Dr. Traugott Roser gibt die regelmäßige Lektüre der Bibel immer wieder Kraft und er erklärte, man könne für das heutige Leben viel aus den Geschichten herauslesen: „Diakonie geht nicht ohne Bibel, Kirche auch nicht.“ Er fügte abschließend hinzu: „Jesus wird jeden Tag neu geboren in unserer Arbeit, in den Familien.“ Aus diesem Glauben könne man Kraft schöpfen und stark werden. Wichtig war ihm dabei auch festzustellen, dass Jesus vor allem im Kleinen wirkte, am Rand der Gesellschaft. Gleiches gelte für die Diakonie.

Zum 75-Jährigen gratulierten Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, der stellvertretende Landrat von Traunstein Josef Konhäuser, der Landrat von Mühldorf Max Heimerl, der Landrat im Berchtesgadener Land Bernhard Kern und der stellvertretende Landrat von Altötting Konrad Heuwieser. Oberbürgermeister Dr. Hümmer erklärte, evangelisches Dekanat und Diakonie seien längst „mitten in der Gesellschaft Traunsteins“ angekommen und die Kommune selber könne bei weitem nicht das leisten, was die Diakonie leistet. Josef Konhäuser wollte mit dem Fest nicht nur die 75 Jahre feiern, sondern vor allem das Wirken der Diakonie, die unermüdlich Menschen in Not helfe, ihnen Hoffnung schenke und stets mit offenem Herzen und helfenden Händen zur Stelle sei. Die drei weiteren Landräte zählten Einrichtungen der Diakonie in ihren Landkreisen auf und bedankten sich für die umfassende Unterstützung der Bürger in vielerlei Belangen.       

 

Die Geschichte von Dekanat und Diakonie in Traunstein
Dekan Peter Bertram und Diakonie-Geschäftsführer Andras Karau gingen kurz auf die Geschichte von Dekanat und Diakonie in Traunstein ein. Die Zahl der Evangelischen habe sich in den 1930er und 1940er Jahren in Bayern rasant erhöht und innerhalb eines Jahrzehntes sogar verzehnfacht. So ergab es sich, dass neben den Dekanaten München und Rosenheim noch ein weiteres notwendig und am 16. Oktober 1948 in Traunstein gegründet wurde. „Die Folgen des Zweiten Weltkrieges waren damals noch längst nicht überwunden, die Herausforderungen riesengroß“, so Dekan Bertram. Wenige Tage später war der Gründungstag der „Inneren Mission im Evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirk Traunstein e. V.“, die 1980 in Diakonisches Werk Traunstein umbenannt wurde. Von Beginn an verstanden es evangelische Kirche und Diakonie als ihre Aufgabe, den Glauben und das Leben in dem noch jungen Dekanat zu stärken. „Wenn wir heute, 75 Jahre später, betrachten, was aus diesen schwierigen Anfängen heraus alles erwachsen ist, macht es uns ein bissel stolz, unglaublich dankbar und es erfüllt uns mit Freude“, betonte Dekan Peter Bertram im Rahmen des Festgottesdienstes. Rund 47000 evangelische Christen in 16 Kirchengemeinden in vier Landkreisen umfasst das Dekanat heute. Das Diakonische Werk hat sich im Laufe der Jahre zu einem diakonischen Komplexanbieter entwickelt, der stets an der Seite der Menschen stand und steht, die Beratung, Pflege, fachkundige Begleitung und konkrete Hilfe brauchen. Derzeit engagieren sich 1200 hauptamtliche und weit über 300 ehrenamtliche Mitarbeiter in der Region für ihre Mitmenschen.