Die Hoffnung darf nicht aufgegeben werden

Herzlicher Empfang für den neuen evangelischen Pfarrer (von links): Mechthild Wewerka von der katholischen Kirchengemeinde als Vertreterin der ökumenischen Zusammenarbeit, Neuöttings Pfarrer Simon Stritar, Altöttings neuer Pfarrer Thilo Neuhaus mit Ehefrau Christine Neuhaus, Dekan Peter Bertram, Pfarrer Dr. Diethard Buchstädt aus Burghausen, Garchings Pfarrer Alexander Schmidt und Claudia Lewien, Vertrauensfrau der evangelischen Kirchengemeinde Altötting.
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erschienen im Altöttinger Anzeiger am 24.10.2023, Text und Bild: Gerd Kreibich

 

Neuer evangelischer Pfarrer Thilo Neuhaus feierlich ins Amt eingeführt

 

Altötting. Jetzt ist es offiziell und offensichtlich: Die evangelische Kirchengemeinde „Zum Guten Hirten“ hat nach dreijähriger Vakanz einen neuen Pfarrer: Thilo Neuhaus. Am Samstag wurde er im Rahmen eines Festgottesdienstes von Peter Bertram, Dekan des Dekanatsbezirks Traunstein, ins Amt eingeführt. Der 54-jährige Thilo Neuhaus ist bereits seit 1. Oktober in Altötting tätig, zuvor hatte er seinen Probedienst in zwei evangelischen Gemeinden in Oberfranken absolviert. Bevor er die Ausbildung zum Pfarrer begann, war Neuhaus viele Jahre im Verlagswesen tätig.

Willkommen geheißen wurde der neue Pfarrer im „Guten Hirten“ von Pfarrer Dr. Diethard Buchstädt, der in der Zeit, in der die evangelische Gemeinde Altötting keinen eigenen Pfarrer hatte, die Leitung der Pfarrstelle vertretungsweise übernommen hatte. Die Gemeindemitglieder erhoben sich von den Bänken, als der neue Pfarrer, die Mitglieder des Kirchenvorstandes und die Pfarrer aus Garching und Neuötting in den Kirchenraum einzogen. Die „Kantorei“, der Kirchenchor der evangelischen Gemeinde, umrahmte den Einzug mit dem Lied „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott“.

Dekan Bertram nahm dann den „Verwaltungsakt“ vor, indem er die Urkunde überreichte, die Thilo Neuhaus als neuen Pfarrer der evangelischen Gemeinde Altötting bestätigt. Dazu bekannte sich Neuhaus vor seiner neuen Gemeinde zu seinem christlichen Glauben, als er gemeinsam mit seiner neuen Gemeinde das Glaubensbekenntnis sprach.

Für die Arbeit an seinem neuen Wirkungsort wurde Neuhaus ein besonderer Segen mit auf den Weg gegeben. Dazu kniete er als Zeichen der Demut vor Gott nieder, dann kamen seine Amtskollegen aus Neuötting und Garching sowie Mitglieder des Kirchenvorstandes als „Assistierende“ hinzu. Sie trugen die mit Sorgfalt ausgesuchten Bibelverse vor, nachdem sie dem neuen Pfarrer die Hand auf eine Schulter gelegt hatten.

Zum Schluss war die Reihe am Dekan, der die berühmten Zeilen des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zitierte: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns, am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ – ein ergreifender Moment für alle Anwesenden.

In seiner ersten Predigt befasste sich der neue Pfarrer mit dem gültigen Wochenspruch der evangelischen Kirche: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ – ein Satz aus dem Alten Testament. Neuhaus unterstrich die Bedeutung dieser Worte, die aufzeigen, dass der Mensch durchaus Verantwortung tragen müsse für sein Handeln, denn er wisse ja, wie er zu handeln habe.

Von hier spannte der Pfarrer mit der Anmerkung „ich bin halt mit dieser Musik aufgewachsen“ den Bogen zu einem Lied der „Toten Hosen“, indem dazu aufgefordert wird, die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufzugeben – gerade in den aktuellen Konflikten dieser Welt sei diese Hoffnung nicht leicht zu halten. „Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird und dann Gut über Böse siegt, dass irgendjemand uns auf unseren Wegen lenkt und unser Schicksal in die Hände nimmt“, so lauten die zentralen Zeilen des Liedes. Der Geistliche gestand zu, dass dieses Hoffen und Wünschen angesichts der Gräueltaten in der Ukraine und im Nahen Osten schwierig sei: „Weltfremd aber ist es nicht“, unterstrich er und riet zu „Herzensbegegnungen“ unter Menschen, um im Kleinen anzufangen mit Frieden und Hilfe untereinander.

Mit den Fürbitten und dem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen für die Kirchengemeinde endete der liturgische Teil des Gottesdienstes. Im Anschluss gab es verschiedene Grußworte, unter anderem von Bürgermeister Stephan Antwerpen, der eigentlich ein besonderes Geschenk übergeben wollte: ein „Überlebenspaket“, ein „Survival Kit“, hatte er zusammengestellt für den neuen Pfarrer – und dann zuhause vergessen. Er will es, so sagte er bei der Begrüßung des neuen Pfarrers, nachliefern.

Freundlich empfangen wurde Thil oNeuhaus auch vom Kirchenvorstand. Die Mitglieder stellten sich ihm vor, was Neuhaus sichtlich freute und ihm, wie er sagte, den Start am neuen Wirkungsort, erleichtert.