Neubau des Wilhelm-Löhe-Förderzentrums: Große Herausforderungen absehbar

Dekan Peter Bertram (links) und Geschäftsführer Andreas Karau (rechts) verabschieden Simon Wadislohner und begrüßen gleichzeitig Dagmar Palwitz als Bereichsleitung Finanzen in der Diakonie
Bildrechte P. Mix
erschienen am 02.07.2022 im Traunsteiner Tagblatt, Text und Bild: P. Mix

 

Traunreut – Der Vorsitzender und Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Traunstein e. V. Andreas Karau blickte in der  Mitgliederversammlung in der Turnhalle des Wilhelm Löhe Förderzentrums auf die vergangenen Monate zurück und nannte gleichzeitig einige große Herausforderungen, die in nächster Zeit absehbar sind. Eine davon wird der Ersatzneubau für das Förderzentrum, der auf den Weg gebracht wurde. Eine andere ist der dramatische Fachkräftemangel.

Andreas Karau informierte die versammelten Mitglieder darüber, dass in Bezug auf die Baumaßnahme in Traunreut die finanzielle Abwicklung mit Unterstützung der Landkreis eigenen Wohnungsbau GmbH gesichert ist, die dem gemeinnützigen Verein ein Übergangsdarlehen zur Zwischenfinanzierung gewährt. Das europaweite Ausschreibungsverfahren konnte abgeschlossen werden, aktuell arbeite ein Fachplaner-Team einen konkreten Entwurf für den finalen Antrag auf schulaufsichtliche Genehmigung und Förderung durch den Freistaat aus. Der Traunreuter Bauausschuss hat dem Vorhaben bereits das Einvernehmen erteilt

Eine weitere große Herausforderung, mit der nicht nur die Diakonie zu kämpfen hat, sei der Fachkräftemangel. Es gebe schon seit langem Engpässe in der Pflege und die einrichtungsbezogene Impflicht habe die Situation noch verschlimmert, da vermehrt Mitarbeitende, die nicht geimpft sind, kündigen würden. Neue Kräfte, die sich bewerben, könnten andererseits wegen fehlendem Impfschutz nicht eingestellt werden.

Andreas Karau: „Seit über einem Jahrzehnt betreiben wir als privater evangelischer Schulträger im Dekanat zwei Fachakademien und haben bereits weit über 1500 Erzieherinnen und Erzieher sowie über 1200 Kinderpflegerinnen und –pfleger mit Erfolg und einer guten Reputation ausbilden können.“ Zum kommenden Schuljahr müssten jedoch 40 Bewerber abgelehnt werden, „da wir nicht über ausreichende Raumkapazitäten verfügen“. Der Geschäftsführer rechnete vor: Mit 40 fertig ausgebildeten Erziehern wäre es dann in vier Jahren möglich gewesen, 26 Kindergartengruppen in Betrieb zu nehmen. „Somit hätte man im Jahr 2026 die Kinderbetreuung von 650 Kindern im Dekanat zusätzlich sichergestellt. Was wäre das für eine Perspektive für Eltern, potentielle Mitarbeitende, Arbeitgeber und Kommunen!“

An Herausforderungen, die aktuell bewältigt werden müssen, nannte Karau auch die hohe Belastung aller Mitarbeiter während der Pandemie, die Kostensteigerungen bei Energie und Lebensmitteln sowie die Tariferhöhungen. „Denn, um im Wettbewerb um gute Mitarbeitende konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir neben einem attraktiven Arbeitsumfeld auch gute Löhne bieten.“ Dies sei durchaus richtig, wenngleich die Refinanzierung weiterhin schwierig bleibe.

In seinem Bericht erinnerte Andreas Karau an einige erfreuliche Aktivitäten und Anlässe in den zurückliegenden Monaten. Das erste Sprach- und Kulturmittler-Team im Projekt GECKO wurde ausgebildet, das Mutter-Kind-Wohnen in Traunstein feierte 15-Jähriges, dank Spenden konnten Sheltersuits für Wohnungslose angeschafft werden, es gab eine große Ukraine-Hilfsaktion, das Projekt TAFF zur Betreuung traumatisierter Flüchtlinge erhielt den Bayerischen Integrationspreis 2022 und so manches andere mehr.

Entsprechend dem Jahresthema „Danke! #meine Diakonie – wir brauchen dich! “bedankte sich der Vorsitzende und Geschäftsführer „aufrichtig und von Herzen bei allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden der Diakonie“. Der Dank gelte grundsätzlich aber besonders auch für den aufopferungsvollen Einsatz während der Pandemie.

Im Rahmen der Versammlung gab Simon Wadislohner zum letzten Mal den Finanzbericht ab und konnte trotz des schwierigen Jahres 2021 für den Verein Diakonisches Werk e. V. und die D&B Team GmbH ein positives Gesamtergebnis vermelden. Lediglich die Service und Pflege gGmbH schloss das Jahr aufgrund erhöhter Aufwendungen mit einem Minus ab. Simon Wadislohner geht in die Freistellungsphase der Altersteilzeit, nachdem er 20 Jahre lang bei der Diakonie „zielgesichert und versiert mit Zahlen gearbeitet hat“, wie es Andreas Karau ausdrückte. Er habe immer geschaut, wo man noch besser werden kann.

Seine Nachfolgerin als Bereichsleitung Finanzwesen ist Dagmar Palwitz. Sie begann ihre Laufbahn beim Diakonischen Werk Traunstein e.V. im Jahr 2006 als Leitung der Hauswirtschaft im Seniorenzentrum Wartberghöhe und verantwortete zuletzt als Geschäftsbereichsleitung über viele Jahre erfolgreich den Wilhelm-Löhe-Service Traunreut.

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Diakonie Traunstein, Dekan Peter Bertram, erinnerte zu Beginn der Versammlung an das Wirken von Florence Nightingale, britische Krankenschwester und Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege. Auch bei der Diakonie habe man immer diejenigen Menschen im Blick, „die besondere Aufmerksamkeit brauchen“. Wie die Krankenschwester im 19. Jahrhundert könne auch heute jeder und jede auf den Nächsten achten.

Als neue Herausforderung nannte Dekan Bertram die jüngsten Vorkommnisse, dass andere Träger im Gebiet der Diakonie Traunstein auftauchten und eigene Angebote zu installieren versuchten. Es gebe hier leider keinen Gebietsschutz: „Das ist mehr als ärgerlich.“ Man müsse darauf reagieren, um auf dem unternehmerischen Markt bestehen zu können.

Ein freudiges Ereignis steht Diakonischem Werk Traunstein und evangelisch-lutherischem Dekanat 2023 bevor. Am 1. Juli wird dann mit einem Fest in Traunstein das 75-jährige Bestehen von beiden gefeiert.